Arbeit mit Inneren Anteilen

Immer wieder mache ich in der Therapie die Erfahrung, dass sich gesellschaftliche Normen und Werte der Ursprungsfamilie in der Dynamik unseres erwachsenen Seelenlebens widerspiegeln. Sie finden ihren Niederschlag in bestimmten seelischen „Grundkonfigurationen", die ich der Einfachheit halber als Anteile bezeichne. Da unsere Gesellschaft primär leistungs- und ergebnisorientiert ist, fördert das die Ausbildung und Entwicklung von psychischen Anteilen, die ebenfalls leistungsorientiert sind. Solche Anteile sind beispielsweise: der innere Bewerter, Antreiber, Kritiker, Perfektionist.

Weil es den leistungsbezogenen Anteilen in erster Linie darum geht, unsere Aufgaben so gut wie möglich zu erledigen und Anforderungen gerecht zu werden, besteht die Gefahr, dass wir uns auf Dauer ausbeuten, Raubbau an unseren Kräften betreiben und andere Anteile in uns (z.B. unser Inneres Kind) komplett vernachlässigen. Die Folgen können sein: Wir

  • verlieren immer mehr den Kontakt zu uns und unserem Körper,
  • gehen immer wieder über unsere Grenzen,
  • missachten die Signale unseres Körpers,
  • blenden Bedürfnisse aus oder stellen sie hinten an,
  • betrachten unseren Körper als einen Feind oder Gegner, den wir regelrecht bekämpfen, weil er nicht mehr so funktioniert, wie wir es von ihm gewohnt sind,
  • bekommen unerklärliche Körpersymptome usw..

In der therapeutischen Zusammenarbeit geht es nun darum herauszufinden, welche „Spieler" auf dem Feld des Lebens dominant sind, welche unterdrückt werden und welche nur eine untergeordnete Rolle zu spielen scheinen. Therapieziele können in diesem Fall sein:

  • einen Ausgleich zwischen den verschiedenen Polen zu finden,
  • eine versöhnliche innere psychische Atmosphäre zu schaffen,
  • bedürftige innere Anteile versorgen zu lernen.