Wesentliche Prinzipien in der Hakomi®-Therapie

Zentrale Prinzipien im Hakomi® sind die Prinzipien der Einheit von Körper und Geist, der Gewaltlosigkeit, der Inneren Achtsamkeit und die Absichtslosigkeit. Dabei gehen wir Hakomi®-Therapeuten davon aus, dass es in uns Menschen ein natürliches Selbstheilungspotential gibt, das sowohl unseren Körper als auch unsere Psyche einbezieht.

Das Prinzip der Einheit von Körper und Geist bedeutet, dass Körper und Geist untrennbar miteinander verbunden sind, sich aufeinander beziehen und gegenseitig beeinflussen. Unsere körperliche Verfassung beeinflusst unseren Geist in demselben Maße wie auch unser Denken und Fühlen unseren Körper beeinflusst. Aus dem Einheitsprinzip ergibt sich eine therapeutische Vorgehensweise, in der wir Geist und Körper der KlientInnen gleichermaßen „ansprechen” — ganz im Gegensatz zur herkömmlichen Psychotherapie, die sich auf die Arbeit mit der Psyche konzentriert und auch im Gegensatz zu klassischen physiotherapeutischen Methoden, die sich auf die Behandlung von körperlichen Beeinträchtigungen konzentrieren.

Dabei geht es in Hakomi® immer um Kontakt. Es geht darum, dass die KlientInnen Kontakt zu sich bekommen, zu ihrem Geist und zu ihrem Körper. Weil das Medium des Geistes das Wort und das Medium des Körpers die Erfahrung ist, arbeiten wir deshalb in der Hakomi®-Therapie sowohl mit Gesprächen als auch mit Experimenten, die Erfahrungen bewirken. Deshalb wird sie auch als eine erfahrungsorientierte Psychotherapie bezeichnet.

Damit es überhaupt zu einem heilsamen Kontakt zu sich selbst (und zu anderen) kommen kann, brauchen viele Menschen vor allem eins: Sicherheit. Die Sicherheit nämlich, dass ihre persönlichen Grenzen geachtet und gewürdigt werden. Deshalb streben wir in der Hakomi®-Therapie auch nach Gewaltlosigkeit, dem nächsten therapeutischen Grundprinzip. Wir verstehen unter Gewaltlosigkeit in diesem Zusammenhang den Verzicht auf jegliche Form von körperlicher und psychischer Beeinflussung, die die persönliche Integrität der KlientInnen herabsetzt. Aus dem Prinzip der Gewaltlosigkeit folgt ganz natürlich eine transparente Vorgehensweise: Als Hakomi®-Therapeut kläre ich grundsätzlich die KlientInnen über jeden therapeutischen Schritt, über jede Maßnahme auf. Jedes Experiment, jede Übung erfolgt nur mit ihrer Zustimmung und kann jederzeit unterbrochen oder abgebrochen werden. Gewaltlosigkeit schafft zudem Sicherheit, und Sicherheit ist die Voraussetzung dafür, sich auf einen tieferen Kontakt zu sich (und anderen) einlassen zu können. Die Art und Weise, wie sich dieser Kontakt vollzieht, entscheidet darüber, ob er mehr oder weniger heilsam ist. In der Hakomi®-Therapie nehmen wir an, dass die heilsamste Art des Umgangs mit sich (und anderen) ein achtsamer Umgang ist.

Deshalb ist die Innere Achtsamkeit das nächste Grundprinzip im Hakomi®. Sie bedeutet zweierlei: Zum einen stellt sie eine therapeutische und menschliche Grundhaltung dar, wie wir dem Leben an sich begegnen (nämlich achtsam, respektvoll, würdigend). Zum anderen ist sie ein ganz bestimmter Bewusstseinszustand jenseits unseres Alltagsbewusstseins. Er ermöglicht, dass wir unsere Aufmerksamkeit auf eine freundliche und dennoch neutrale Art und Weise „nach innen" wenden und auf unser gegenwärtiges (körperliches, seelisches, emotionales) Erleben richten. Dabei können wir entdecken, wie weise und sinnvoll unser Körper agiert, auf unser Denken und Fühlen reagiert, unsere Einstellung zum Leben widerspiegelt und auch auf seine Art und Weise kommentiert. Die eigene „Körpersprache" besser (inwendig) zu verstehen, gelingt über Innere Achtsamkeit. Sie ermöglicht uns schließlich auch zu erkennen, wer wir jenseits all unserer Konzepte und Vorstellungen sind. Probleme und Konflikte, in die wir zuvor noch „hoffnungslos verstrickt" waren, sind durch wohlwollende achtsame Distanz leichter zu entwirren und zu lösen.

Die Absichtslosigkeit als letztes Hakomi-Prinzip bedeutet nach meiner Überzeugung die Bereitschaft, dass ich mich als Therapeut nicht in den Vordergrund der Therapie schiebe und das therapeutischen Beziehungsfeld nicht durch meine eigenen Vorstellungen, Wünsche und Bedürfnisse trübe und färbe.