Sensible Männer

Einen guten Platz im Leben zu finden ist für Männer, die zugleich sensibel sind und mit dem Leistungsdruck in unserer Gesellschaft groß geworden sind, nicht einfach. Wenn sie auch noch Kinder oder Enkel der Kriegsgeneration sind, tragen sie außerdem das Erbe einer bestimmten Lebenseinstellung in sich, die auf Sicherheit und Überleben gepolt ist und deshalb für eine gewisse emotionale Härte und Unempfindlichkeit im Überlebenskampf steht. Wenn die eigene Sensibilität und seelische Empfindsamkeit immer wieder mit der familiären Prägung und mit gesellschaftlichen / beruflichen Anforderungen kollidiert, sind innere und äußere Konflikte vorprogrammiert. Häufig kommen Probleme mit dem eigenen Identitätsgefühl als Mann vor: Denn es fehlt ein innerer Kompass, eine innere Orientierung darüber, wer man als Mann wirklich ist. Es fehlt eine Form von innerem Rückhalt - zumal dann, wenn der eigene Vater in der Kindheit keine Vorbildfunktion hatte, weil er

  • die meiste Zeit „abwesend" war,
  • sich aus der Erziehung weitestgehend heraushielt,
  • keine Identifikationsmöglichkeiten anbot.

Die Gefahr ist groß, dass Männer versuchen mit dieser Orientierungslosigkeit und dem fehlenden inneren Rückhalt unbewusst so umzugehen, dass sie in die angebotenen Rollen als Ehemann, Vater, Arbeitender schlüpfen und sich damit zufriedengeben. Folgen davon können sein, dass Mann

  • sich nur noch mit seinen Rollen identifiziert,
  • die eigene Sensibilität dabei „unter die Räder" kommt,
  • innerlich mit der Zeit erstarrt
  • und mehr und mehr zu einem Menschen wird, den man als Jugendlicher früher abgelehnt hat.

Noch größere Probleme für das Selbstgefühl sensibler Männer entstehen dann, wenn der Vater in der Kindheit (meistens) abwesend war und sie in der Kindheit/Jugendzeit den vakanten Platz neben der Mutter eingenommen haben. Diese (scheinbare) Aufwertung als Mann-Ersatz / Ersatz-Mann für die Mutter hat im späteren Leben nicht selten eine sehr unangenehme und belastende Auswirkung, nämlich die, dass sie entweder keinen Partner / keine Partnerin finden können oder die Partnerschaften nicht dauerhaft sind.

Folgende Grundüberzeugungen sind bei sensiblem Männer häufiger anzutreffen:

  • Ich weiß nicht, was ich will und wer ich bin.
  • Das Leben ist ein Kampf.
  • Ich muss mich schützen.
  • Ich muss stark sein.
  • Ich darf nicht zeigen, wie sensibel ich wirklich bin.
  • Ich fühle mich dem Leben nicht gewachsen.
  • Ich bin nicht attraktiv oder begehrenswert.
  • Für mich interessiert sich sowieso keine Frau.

Wie arbeite ich mit sensiblen Männern?

Ich glaube, dass es ein intuitives, meistens unbewusstes Wissen darüber gibt, wer wir als Männer sind. Dabei ist es eigentlich falsch von einem bloßen Wissen zu sprechen. Es ist vielmehr ein gefühltes Wissen oder ein wissendes Gefühl, das manchmal zu einer Gewissheit wird und manchmal wieder ganz verschwunden scheint. Eindeutig ist dabei aber, dass dieses Mann-Gefühl nichts mit gängigen Rollenklischees zu tun hat und es ein sensibler Mann nur in sich selber finden kann. Gern stelle ich den Raum und die therapeutischen Werkzeuge zur Verfügung, die helfen können,

  • Ein authentisches Gefühl für sich als Mann zu empfinden,  
  • sich aus den unbewussten Fallstricken einer zu großen Mutternähe zu lösen,
  • einen guten Umgang mit der Leere zu finden, die durch den abwesenden Vater entstanden ist,
  • die häufig vorkommende (Lebens-)Unsicherheiten akzeptieren zu lernen.